Klimaschutz
Die Welterbestadt Quedlinburg erarbeitet erstmalig ein integriertes Klimaschutzkonzept und Klimaschutzmanagement.
Um unsere Stadt als attraktiven Lebensmittelpunkt und anziehende Destination für touristische Erkundungen zu erhalten, sind vor dem Hintergrund von lokalen Gegebenheiten, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitsstrategien für die Welterbestadt zu entwickeln und deren Umsetzungen einzuleiten.
Für Jahrhunderte waren die niedrigen Niederschlagsmengen im Regenschatten des Harzes günstig für die Landwirtschaft, insbesondere die Saatgutproduktion. Durch die zuletzt zu beobachtenden zunehmenden und stärkeren Hitzeperioden wird diese Niederschlagsarmut zu einer besonderen Herausforderung. Auch gilt es die Belange struktureller Besonderheiten, wie beispielweise das Welterbegebiet mit Stiftsberg, St. Wiperti und der Altstadt, verträglich mit Klimaschutz zu vereinen.
Erfolgen kann eine Umsetzung vom Klimaschutzmaßnahmen beispielweise durch Optimierung der Energieeffizienz, Pflanzungen von Bäumen, den Ausbau und die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs oder die Optimierung der Wärmenutzung. Die Umsetzung des Klimaschutzgesetzes auf kommunaler Ebene bietet darüber hinaus die Möglichkeit, die regionale Wertschöpfung zu steigern. Investitionen in lokale Projekte oder Unternehmen stärken somit den wirtschaftlichen Sektor der Welterbestadt. Mit der Stärkung dieses Sektors können Lieferketten kurzgehalten und somit beispielweise CO2 eingespart werden. Um diese und weitere Möglichkeiten an Klimaschutzmaßnahmen sinnvoll zu erörtern, sowie eine belegbare Bilanz an Treibhausgasemissionen und Energieverbräuchen zu erarbeiten, wird die Welterbestadt durch einen Dienstleister unterstützt. Mit diesem Unternehmen, der Beteiligung relevanter Akteure sowie der Öffentlichkeit erfolgt anschließend die Erarbeitung des Klimaschutzkonzeptes.
Hintergrund des Klimaschutzes
Die landesweiten Klimaschutzbestreben Deutschlands sind im Klimaschutzgesetz der Bundesregierung verankert. Finales Ziel ist die bundesweite Treibhausgasneutralität im Jahr 2045.
Als Bezugsmaßstab dient hier ein Vergleich der Emissionen gegenüber dem Jahr 1990.
Kernpunkte des deutschen Klimaschutzgesetzes:
- Senkung der Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030
- Senkung der Treibhausgasemissionen um 88 % bis 2040
- Treibhausgasneutralität bis 2045
Inhalt des Klimaschutzkonzeptes
Die Welterbestadt Quedlinburg nimmt sich der Herausforderungen der Umsetzung des deutschen Klimaschutzgesetzes an. Entsprechend der Richtlinie zur Förderung von Klimaschutzprojekten im kommunalen Umfeld „Kommunalrichtlinie“ sind im Rahmen der Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes und Etablierung eines Klimaschutzmanagements folgende Prozesse vorgesehen:
Energie- und Treibhausgasbilanz
Eine grundlegende Basis für die Erarbeitung und Realisierung von Klimaschutzaktivitäten stellt die Bilanzierung von Energieströmen und der Treibhausgasemissionen dar. Folglich ist eine diesbezügliche Analyse für den stationären Energieverbrauchsbereich und für den Sektor Mobilität durchzuführen. Anhand dieser Bilanzierung (Ist-Analyse) kann der Verwaltung, den politischen Entscheidungsträgern sowie der Öffentlichkeit der aktuelle Stand von Energieströmen und Treibhausgasemissionen aufgezeigt werden.
Potenzialanalyse und Szenarienentwicklung
Basierend auf der Energie- und Treibhausgasbilanz werden eine Potenzialanalyse und eine Szenarienentwicklung erstellt. Mit der Potenzialanalyse werden die lokalen Einsparmöglichkeiten an z.B. Energie, Treibhausgasen, finanziellen Mittel etc. sowie die Möglichkeiten zur Steigerung der Energieeffizienz und Erhöhung der Nutzung erneuerbarer Energien ermittelt. Im Fokus stehen dabei eine realistische Einschätzung lokaler Potentiale und die Identifikation möglicher Hemmnisse deren Nutzungen. Die zu entwickelnden Szenarien gestalten sich in zwei unterschiedlichen Annahmen: Ein Referenzszenario, welches die Trendentwicklung ohne Klimaschutzanstrengung beschreibt und ein Klimaschutzszenario, welches die geforderten Treibhausgasminderungen bei Umsetzung einer konsequenten Klimaschutzpolitik darstellt. Daraus abgeleitet, lässt sich die erforderliche Intensität an Maßnahmen verdeutlichen um die fokussierte Treibhausgasneutralität zu erreichen.
Beteiligungsprozess
Durch einen Beteiligungsprozess ist eine Steigerung der Akzeptanz in der Verwaltung, von Unternehmen, Institutionen, Investoren, Energieversorgern oder Umwelt- und Interessenverbänden und besonders der Öffentlichkeit für das Klimaschutzmanagement beabsichtigt. Ziel ist, eine starke Identifizierung mit den Klimaschutzzielen und ein hohes Engagement bei der Umsetzung bei allen Beteiligten zu erreichen. Im Rahmen von Arbeitskreisen, Lenkungsgruppen und Öffentlichkeitsveranstaltungen werden Resultate der o.g. Analysen präsentiert, mögliche Realisierungen von Klimaschutzaktivitäten vorgestellt, sowie Vorschläge und Kritik zu möglichen Maßnahmen angenommen.
Maßnahmenentwicklung
Anhand der durchgeführten Bilanzierung, der Potenzialanalyse, Szenarienentwicklung sowie der Beteiligung von mitwirkenden Akteuren und der Öffentlichkeit können Klimaschutzmaßnahmen entwickelt werden.
Bei der Aufstellung dieser Maßnahmen sind folglich die charakteristischen Besonderheiten der Welterbestadt zu berücksichtigen. Charakteristika können sein: Flächenverfügbarkeit, Denkmalschutz, Hitzeproblematik, Niederschlagsereignisse, demographische und mobilitätsbedingte Entwicklungen, finanzielle Rahmenbedingungen, Akzeptanz im politischen Raum, in der Verwaltung und bei der Öffentlichkeit etc.
Letztlich gilt es einen realistischen und damit tatsächlich auch umsetzbaren Katalog an Klimaschutzmaßnahmen zu entwickeln und diese in einem zeitlichen Aktionsplan aufzustellen, um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden.
Nationale Klimaschutzinitiative
Die Entwicklung des integrierten Klimaschutzkonzeptes und Klimaschutzmanagements als Erstvorhaben für die Welterbestadt Quedlinburg wird durch die Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) über 2 Jahre gefördert.
Förderdetails
Titel des Vorhabens: „KSI: Erstellung eines integrierten Klimaschutzkonzeptes mit Klimaschutzmanagement für die Welterbestadt Quedlinburg - Erstvorhaben“
Laufzeit: 01.05.2024 – 30.04.2026
Förderkennzeichen: 67K22666
Beteiligte Partner:
- Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) https://www.bmwk.de/
- Nationale Klimaschutzinitiative (NKI) https://www.klimaschutz.de/kommunalrichtlinie
- Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (ZUG) https://www.z-u-g.org/
Nationale Klimaschutzinitiative (NKI)
Seit 2008 fördert die NKI Innovative Klimaschutzprojekte zur Beratung und Information, zum Kapazitätsaufbau und Erfahrungsaustausch, zur Vernetzung und Qualifizierung im Klimaschutz. Die Projekte heben vorhandene Potenziale zur Minderung von Treibhausgasemissionen und beseitigen Hemmnisse in den Zielgruppen Wirtschaft, Kommunen, Verbraucherinnen und Verbraucher und Bildung. Dazu gehören unter anderem Projekte, die Akteure einzelner Branchen konkret für den Klimaschutz sensibilisieren oder den Know-how-Transfer zwischen Kommunen fördern.
Die NKI unterstützt mit der Kommunalrichtlinie Städte, Gemeinden und Landkreise beim Klimaschutz. Auch kommunale Unternehmen, soziale oder kulturelle Organisationen sowie Sportvereine können Anträge stellen. Die Förderung zielt darauf ab, den Klimaschutz vor Ort zu stärken. Die Förderschwerpunkte decken ein breites Spektrum ab: Unterstützt werden Beratungsleistungen, die Erstellung von Klimaschutzkonzepten, Personal für das Klimaschutzmanagement und investive Maßnahmen, wie zum Beispiel die Umstellung von Beleuchtungsanlagen auf LED, Investitionen für eine nachhaltige Mobilität, beispielsweise durch Maßnahmen zur Stärkung des Radverkehrs, oder in die Sanierung von Kläranlagen und die Trinkwasserversorgung.