Januar 2025: Erinnern an eine große Geschichte - mit Dr. Hermann Lorenz
Dr. Hermann Lorenz (* 15. Juni 1860; † 4. Januar 1945) stammte aus der preußischen Kleinstadt Weißensee in der Provinz Sachsen (heute Thüringen). Nach seiner Promotion in Leipzig leitete Lorenz ab 1895 die Realschule zu Quedlinburg. Er besaß die Lehrbefähigung für 7 Fächer und verfasste 12 Werke zur Pädagogik, Religion und Germanistik. Neben dieser Autorenschaft stammen noch weitere 15 Werke zur Geschichte, 6 Romane, 11 Dramen und ca. 100 Aufsätze zur Heimatkunde aus seiner fleißigen Feder. Dr. Lorenz war zudem ehrenamtlicher Archivleiter für Quedlinburg und hinterließ auch hier hoch ehrenhafte Spuren. Als ständiges Mitglied des Ausschusses für Kunst und Wissenschaft war ihm immer gegenwärtig, wie wichtig es für die Volksbildung ist, den Wissensgewinn mit „Jedermann“ zu teilen – ganz im Sinne auch unserer heutigen musealen Vermittlungsarbeit. Besonders beliebt und erfolgreich waren seine historischen Aufsätze im Heimatborn.
Unser Objekt des Monats gehört zu den herausragenden Werken für „Jedermann“. 1922 erschien zum Stadtjubiläum eine zweibändige Festschrift “Quedlinburgische Geschichte zur Tausendjahrfeier der Stadt Quedlinburg vom Magistrate der Bürgerschaft gewidmet”, von der Lorenz den ersten Band zum „Werdegang von Stift und Stadt Quedlinburg“ verfasste. Einen zweiten Band steuerte Dr. Selmar Kleemann zum Thema „Kulturgeschichtliche Bilder aus Quedlinburgs Vergangenheit“ bei.
Das Buch gehört zu den wichtigen Werken zur Geschichte der Stadt Quedlinburg. Lorenz schlägt darin wissenschaftlich fundiert den Bogen von der Gründung Quedlinburgs als Zentrum ottonischer Herrschaft bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts. Er behandelt wichtige Ereignisse und Persönlichkeiten, wie die Gründung des Stifts Quedlinburg, die Rolle der Stadt im Mittelalter und die Auswirkungen der Reformation und des Dreißigjährigen Krieges. Sein Band der Festschrift umfasst 112 Seiten und enthält 11 Textabbildungen, 27 Abbildungen auf Tafeln und eine geschichtliche Flurkarte. Die Festschrift belegt den bürgerlichen Stolz auf die eigene Stadt und deren Geschichte.
Hermann Lorenz war bis zu seinem altersbedingten Ausscheiden im Jahr 1926 Direktor der Quedlinburger GutsMuths-Realoberschule. Im Jahr 1938 musste er aufgrund seines Alters auch die Leitung des Ratsarchivs niederlegen. Was bleibt sind seine gut recherchierten und gut geschriebenen Werke - ein inspirierender Quell für jeden, der sich mit der Geschichte der Welterbestadt beschäftigen möchte. Die Festschrift wird im neuen Museum auf dem Stiftsberg ausgestellt um den Umgang mit der Stadtgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu schildern und auch die Lebensleistung von Dr. Hermann Lorenz zu würdigen.