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Februar 2025: Die Confessio: Frühottonischer Architekturschatz

Quedlinburg, 936: König Heinrich I. stirbt in Memleben. Auf eigenen Wunsch wird er nach Quedlinburg überführt und auf dem Stiftsberg bestattet. Schon bald nach der Beisetzung des Königs lässt seine Witwe Mathilde die kleine Burgkirche zur ersten Stiftskirche umbauen. Die Gemeinschaft der gottgeweihten Jungfrauen kann nun in größerem Raum an seinem Grab für sein Seelenheil beten. Doch das war nicht die einzige architektonische Leistung der Königinwitwe. Östlich des Königsgrabes gibt es einen hufeisenförmig in den Felsen eingetieften Raum. Er wurde bei er Erneuerung des Fußbodens der Krypta 1868 entdeckt. Der Raum, die sogenannte Confessio, geht vermutlich auch auf Mathilde zurück; er ist auf die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert. Das lateinische Wort „confessio“ bezeichnet in der Kirchenarchitektur einen Andachtsraum vor einem Heiligengrab unter dem Hauptaltar einer Kirche.

Die halbrunde Wand der Confessio war stuckverkleidet und in Nischen gegliedert, die mit einem gedrückten Bogen abschließen. Die reich mit Stuck verzierten Nischen dieses Baus dienten möglicherweise zur Aufbewahrung von Reliquien und/oder zur Aufstellung von Leuchtern. Quellen dazu aus dieser frühen Zeit sind nicht vorhanden. Ein breiter Mittelpfeiler teilte die Nischen zu je vier auf jeder Seite. Die Pfeiler zwischen den Nischen waren mit Säulen geschmückt. Diese Säulen hatten Basen mit ungewöhnlichem, phantastischem Schmuck und gedrehte oder glatte Schäfte. Die Kapitelle zeigten einfache Formen. Die hier gezeigte Säule ist ein Stuckfragment der originalen Ausstattung und damit ein seltenes Beispiel frühottonischen Architekturschmuckes. Diese stuckierten Säulen mit Kapitellen und Basen sowie Blattfriesbögen rahmten die Bogennischen der Confessio in der Krypta der Stiftskirche. Auf der Zwickelfläche zwischen den Bögen zeigt sich eine Klaue mit Bein – ein Hinweis auf ein einstiges Tier- oder Fabelwesen. Bei der Wiederauffindung im 19. Jahrhundert war die Stuckverkleidung nur bis zur Höhe der kleinen Säulen erhalten; die Kapitelle fehlten oft, viele Stuckteile waren abgefallen.

Königin Mathilde war die Erste, die baulich den Memorialort „Königsgrab“ aufwertete und sich die Möglichkeit schaffte, direkt am Sarkophag Heinrichs zu verweilen und zu beten. Darüber hinaus diente der Raum vermutlich der Verwahrung kostbarer Reliquien. Mathildes Leben als Witwe und erste Vorsteherin des neuen Stiftes galt als vorbildhaft und als das einer Heiligen. Sie starb 968 und wurde neben ihrem Mann zur letzten Ruhe gebettet. In der Quedlinburger Stiftskirche ist die Confessio erhalten und für Besucher der Krypta zum Teil einsehbar.