Stadtmobilitätsplan
Nach fast 20 Jahren hat die Welterbestadt Quedlinburg wieder ein Planwerk für ihr künftiges Mobilitätsangebot erstellt. Der bis ins Jahr 2040 gedachte Stadtmobilitätsplan setzt vor allem auf den Radverkehr. Er enthält innovative Lösungen, um unter den herausfordernden Bedingungen der eng bebauten, historischen Innenstadt eine attraktive Infrastruktur für den Umweltverbund zu schaffen. Übergeordnetes Ziel ist es, das UNESCO-Welterbe zu erhalten und Quedlinburg zu einer lebenswerten Stadt zu machen. Das vorausgegangene Planwerk, welches sich in der Welterbestadt Quedlinburg umfassend mit dem Thema Mobilität befasste, war das Verkehrskonzept Innenstadt aus dem Jahr 2005.
Der Stadtmobilitätsplan wurde als „Sustainable Urban Mobility Plan“ (SUMP) nach der Leitlinie des EU-Kommission von Verkehrsexperten der IGES Gruppe im Auftrag der Welterbestadt erstellt. Das Besondere ist, dass mit dem neuen SUMP das Thema Mobilität aus dem bisherigen Integrierten Stadtentwicklungskonzept herausgelöst und einzeln konzeptionell behandelt wurde.
Der Stadtmobilitätsplan folgt dem Leitbild „Verbindende Mobilität für eine lebenswerte Welterbestadt“. Alle in dem Plan enthaltenen Maßnahmen zielen darauf ab, die Kernstadt Quedlinburg und seine vier Ortsteile sowie zwei weitere dazugehörende Ortschaften als Einheit zu verstehen und infrastrukturell zu verbinden. Dafür wurden sechs Handlungsfelder mit 13 Maßnahmenpaketen entwickelt, die insgesamt 138 Einzelmaßnahmen sowie sieben Leitprojekte enthalten. Sie stellen eine Grundlage für die städtische Entwicklung bis ins Jahr 2040 dar.
Nahmobilität und Weltkulturerbe vereinen
Die UNESCO-Welterbestadt Quedlinburg im Harz möchte vor allem die Nahmobilität stärken und umweltfreundlicher gestalten. Dafür setzt sie in erster Linie auf Fahrradfreundlichkeit. Eine der zentralen Herausforderungen ist dabei die historische und enge Bauweise der Welterbestadt. Durch innovative Ideen und Konzepte soll ein attraktives Radwegnetz entstehen und die Qualität der Radwege verbessert werden. Sowohl für Pendler- als auch für den Freizeit- sowie touristischen Verkehr soll zwischen den Ortschaften und Ortsteilen eine sichere Fahrradverbindung mit guter Anknüpfung an den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) entstehen.
Fußverkehr als Alternative zum Pkw etablieren
Etwas weniger progressiv, aber dennoch umfangreich, soll der Fußverkehr in der Welterbestadt weiterentwickelt und zur attraktiven Alternative zum Pkw etabliert werden. Dies gilt insbesondere in der eng bebauten historischen Altstadt. Dazu gehört auch eine Entlastung des mittelalterlichen Zentrums von parkenden Autos. Zu den Maßnahmen gehören ferner Initiativen zur Steigerung der Verkehrssicherheit und zum Mobilitätsmanagement.
Leitprojekte zur schnellen Umsetzung der verkehrlichen Ziele
Einen schnellen und wegweisenden Effekt auf die Umgestaltung der Verkehrsinfrastruktur und der Mobilität sollen sieben Leitprojekte entfalten. Sie könnten bereits innerhalb von drei bis fünf Jahren umgesetzt werden. Dazu gehören Ausweitungen von verkehrsberuhigten Bereichen, Schaffung einer Fahrradzone in der gesamten Innenstadt, die Einführung eines Stadtbusses oder gezielte Maßnahmen vor ausgewählten Bildungsreinrichtungen für mehr Sicherheit und eine bessere verkehrliche Anbindung.
Die Arbeiten an dem Stadtmobilitätsplan wurden durch die IGES Institut GmbH (Berlin) im Mai 2023 begonnen und dauerten gut ein Jahr. Sie fußten auf einer umfassenden Beteiligung von Bürgern und relevanten Interessensgruppen. Der Stadtrat hat den Plan Ende Mai 2024 verabschiedet.
3 Ausgangssituation und Rahmenbedingungen